Ach Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimm!
Ps. 6, 2
Typisch Mensch, der in dem Unheil, das ihn trifft, gleich eine Strafe Gottes sieht. Womit habe ich das verdient, dass mir ausgerechnet diese schreckliche Diagnose gestellt wird? Was habe ich verbockt, dass mir einer auf die Finger klopft? Der Mensch, mit sich im Zwiespalt. – Dieses Gebet wurde erhört. Es wird dabei klar, dass bei erhörten Gebeten, sich nicht die Situation, sondern der Mensch in der Situation ändert.
Der Beter wirft sein ganzes Übel vor Gott und ist sich sicher, dass sein Jammern erhört wird. Der Schreck lässt nach. Darin liegt etwas ganz gewaltiges. Die „Feinde“ sind besiegt. Damit hat sich der Unglückszustand in Glück verwandelt. In der Gottesbegegnung wurde etwas im Menschen auf den Kopf gestellt. Dieser Eindruck – Gott straft mich gerade und haut mich ordentlich in die Pfanne – wurde total verwandelt. In dem Menschen ist eine neue Sichtweise, ein neuer Geist aufgegangen. Aus dem scheinbar über mir austickenden Gott, ist in ihm ein gnädiger Gott geboren. Das was er kurz zuvor als Zorn angesehen hat, dient ihm zum Heil. Das Schreckliche hat seinen Schrecken verloren, weil ihm Gott größer wurde. Er hat womöglich den Sinn seiner Krankheit entdeckt.
Paulus spricht diese Verwandlung an: Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern um durch Christus die Seligkeit zu besitzen. Unter den Härten und Widerwärtigkeiten geschieht unsere Umwandlung in das Heilige, zu dem wir gedacht sind. Aus unseren Vorwürfen und Fehleinschätzungen soll eine geschmeidige Öffnung für den Geist geschehen, der eine neue Sicht auf die Dinge bewirken will. Wir sind himmlische Wesen, das will uns Schritt um Schritt aufgehen.
Was steht für diese geniale Verwandlung im Wege?
Gott segne dich.
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2 Antworten
Welch übles Bild von Gott entstand doch durch die Fehlübersetzungen! Das Wort „strafen“ gibt es so im Bibelhebräisch nicht. Leider wusste auch Martin Buber kein anderes Wort zu gebrauchen, aber schon mein Schwiegervater Pinchas Lapide sagte: „Übersetzung übt Ersetzung.“ Das Sprachgefühl ist damit nicht vermittelt worden.
Eine richtige Übersetzung dieses Verses liefert Rabbi Samson Raphael Hirsch:
Ps.6,2: Gott! Wolle nicht in deinem Zürnen mich zurechtweisen, nicht mit deinem Unwillen mich zur Zucht bringen.
Der Gott der Hebräischen Bibel ist kein strafender Gott, vor dem sich David fürchten muss. ER weist zurecht, ER lässt Konsequenzen spüren, aber ER ist immer empathisch bei seinen Kindern. Mein Schwiegervater nannte ihn den „deus sympathicus“, nicht den „deus apathicus“. Gott weiß und hat es angekündigt, dass Züchtigung not-wendend ist, aber ER hört nie auf, Sein erwähltes Volk zu lieben und mit Seinen Kindern durch diese Züchtigung zu gehen.
Hirsch kommentiert: Dieses hebräische Wort heißt, „jemandem eine unliebsame Erkenntnis zum überzeugten Bewusstsein bringen, es ist somit eine Einwirkung auf das Erkenntnisvermögen eines Menschen, es sei durch Worte, es sei durch Handlungen, …“
Anders ausgedrückt nach Hirsch: Gott möge doch die Äußerung seines Zorns nicht für notwendig halten, um ihn zur Erkenntnis seiner Verirrungen zu bringen, noch in Seinem gerechten Unwillen zu seiner Besserung die Fortdauer von Leiden über ihn verhängen.
Korrigieren wir auf diese Weise doch das Bild vom „strafenden Rachegott“ der Juden im „Alten Testament“.
Großartige Ergänzung!
Schön, Sie als die Schwiegertochter von Pinchas Lapide kennenzulernen. Er ist mir durch die Studien von Viktor Frankl bekannt.
Wie Sie richtig schreiben, müssen wir ernsthaft das Bild eines strafenden Rachegottes korrigieren. Anknüpfend an meine Auslegungen vom Sonntag über den Garten Eden, muss ich sagen, Gott braucht und will niemand aus dem Paradies werfen, er braucht über niemand das Gericht verhängen, das macht der Mensch bereits selbst, indem er seinen Lebensnerv abschneidet. Sein von Gott getrennt leben, raubt ihm allen Lebensfluss und ist schon Strafe genug. Die Liebe Gottes hat nur noch damit zu tun, den Verirrten zur Erkenntnis der Wahrheit zu führen.
Schön, mit Ihnen diesen wertvollen Austausch führen zu dürfen. Dankeschön.