Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.
Ps. 121, 7
Unser Meditationslehrer beim Stille-Seminar sagte: Das Schwerste für einen Menschen ist es, sein Bild, das er von sich selbst hat, loszulassen. Unser Ich mache solch einen Wirbel um sich, dass die Seele nur mühsam auf dem Grund der Stille ankommt. Wir sind aus Stille und für Stille gemacht. Wir ruhen in dem ewigen Sein. Wir ruhen in Gott, der unsere Heimat ist. Diese Ruhe ist ständig durch unser Ich unterbrochen. Wenn wir tatsächlich einmal zur Ruhe kommen, sind da ständig die unruhigen Gedanken, die sich mit Arbeit, Problemen, menschlichen Verletzungen, persönlichen Wünschen beschäftigen. Das Ich hält uns andauernd im Galopp. Diese Unruhe macht unsere Seele auf Dauer krank.
Wo Gott die Seele behütet geht es um tiefgreifende Heilung. Paulus beschreibt dieses gesund werden: Der Gott des Friedens heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt. Umfassendes ganz werden, liegt nicht in noch mehr Übungen und Aktionen, es liegt im Gegenteil – Gott machen lassen, in ihm ankommen. Wenn Gott vor dem Übel behütet, will er das sich immer wieder aufbäumende Ich, das sich so wichtig nimmt, heilen. Das Ich, das sich herausputzt, nach Anerkennung sucht, sich meisterhaft darstellt, das soll zu Ruhe kommen. Darin liegt tiefgreifende Genesung. Wenn Gott behütet, ist er auf der Hut, dass unsere Seele ihre Ruhe in ihm findet. Dieses Behüten ist eine edle Form der Psychotherapie. Die Seele schlägt auf ihrem tiefen Grund auf, wodurch der Mensch in seiner Person ganz wird.
Für unser Genesen, brauchen wir nicht so viel machen, sondern an uns machen lassen. Heil werden liegt im Loslassen von uns selbst. Wo wir loslassen, wird die Stille uns auffangen und zu reden beginnen. Darin soll unsere Seele behütet werden.
Was sollte ich loslassen, um in diesen unendlichen Raum einzudringen?
Gott segne dich.
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