„Ich bin kein Opfer – ich bin Ursprung.“
Die Morgensonne liegt flach über dem Garten.
Ein goldener Strahl tastet sich durch die roten Blätter des Ahorns, bis er die zweite Platte berührt.
Tau glitzert auf den Mosaikstücken – türkis, kupferrot, nachtblau –
wie kleine Herzschläge aus Licht, eingefangen im Stein.

Die Waldhüterin steht still, als lausche sie.
Nichts bewegt sich, nur das Atmen der Erde.
Ich knie mich hin.
Noch ist alles ruhig in mir – und doch zieht es.
Da ist diese alte Gewohnheit, sofort zu reagieren.
Ein Gedanke, ein Blick, ein Satz – und schon will etwas in mir losschlagen, sich verteidigen, recht haben, fliehen.
So viele Jahre habe ich mich in Geschichten verstrickt, in denen andere Schuld hatten.
Die Welt, das Schicksal, die Eltern, der Partner, die Umstände.
Und jedes Mal dachte ich: Ich kann ja nichts dafür.
Aber jetzt …
Jetzt ist da diese Stille.

Diese Platte – sie wirkt, als wolle sie mich anschauen.
Und in ihrem Spiegel beginne ich zu erkennen:
Das, was mich verletzt, ist nicht draußen.
Es zeigt mir, wo ich mich selbst noch nicht liebe.
Ich höre eine Stimme, leise wie Wind:
„Was du im Außen bekämpfst, ist das, was in dir nach Frieden ruft.“
Ich halte inne.
Etwas kippt.
Der Widerstand fällt wie ein Stein in Wasser.
Kreise weiten sich in mir.
Ich spüre, wie sich alles neu ordnet – ganz still, ohne Anstrengung.
Der Atem wird tiefer.
Ich fühle: Ich bin nicht Opfer. Ich bin Ursprung.
Alles, was mir begegnet, reagiert auf meine Frequenz.
Jeder Mensch, jede Situation, jede scheinbare Krise ist ein Echo meiner inneren Schwingung.
Und in diesem Moment geschieht das große Aufatmen –
weil ich begreife: Wenn es in mir entsteht, dann kann ich es auch in mir verwandeln.
Ich muss nichts mehr bekämpfen.
Ich darf gestalten.
Ich darf neu wählen.
Nicht aus Schuld, sondern aus Freiheit.
Denn Verantwortung ist kein Zwang – sie ist die Rückgabe meiner Macht an mich selbst.
Die Sonne steigt höher.
Das Mosaik beginnt zu leuchten – das Blau wird tief, das Rot warm, das Türkis hell wie offenes Meer.
Es ist, als flösse Leben durch die Linien, als spräche der Stein:
„Schöpferkraft ist kein Tun. Sie ist Erinnerung.“
Ich richte mich auf.
Die Waldhüterin schaut still, wissend.
Ihr Lächeln trägt die Ruhe einer Welt, die nichts mehr zu beweisen hat.

Die Last der Schuld fällt ab.
Verantwortung ist kein Gewicht – sie ist Licht, das in die eigenen Hände zurückkehrt.“
Und in mir weitet sich dieses leise, unbeschreibliche Gefühl:
Ich habe alles in der Hand.
Nicht, um zu kontrollieren –
sondern um zu erschaffen.
Ich gehe den nächsten Schritt –
nicht mehr getrieben, sondern getragen.
Und der Garten atmet mit mir.
Jedes Blatt, jeder Stein, jedes Geräusch sagt:
„Willkommen im Ursprung.“
Wenn ich erkenne, dass ich Ursprung bin, wird Verantwortung zur Befreiung.
Nachklang – das Bild im Herzen:
Ein Mensch steht vor der Waldhüterin,
die Sonne streift den Mosaikstein zu seinen Füßen.
Das Licht, das dort entsteht, fließt durch ihn hindurch –
und der Wind trägt den stillen Satz:
„Ich bin Ursprung. Ich bin Schöpfer. Ich bin frei.“
Ich stehe noch immer da – zwischen Stille und Sonnenlicht.
Die Waldhüterin blickt mich an, als wüsste sie längst, was als Nächstes geschieht.
Denn Verantwortung ist kein Ende.
Sie ist der Beginn.

Wenn Verantwortung angenommen ist, darf das Herz fühlen.
Denn jedes Gefühl führt dich näher zu dir selbst.“
Kaum habe ich erkannt, dass ich Ursprung bin, regt sich in mir das nächste Tor:
Gefühl.
Manchmal zart wie ein Windhauch, manchmal wild wie ein Sturm.
Jetzt, da ich nicht mehr fliehe, darf ich fühlen, was ich so lange weggeschoben habe.
Wut, Angst, Ärger, Enttäuschung – sie alle sind keine Feinde mehr,
sondern Botschafter aus meiner Tiefe.
Wenn ich sie anschaue, ohne zu fliehen,
wenn ich mich hineinlehne in das, was in mir kocht,
dann zeigt sich etwas Gewaltiges:
Hinter jedem Gefühl steht ein Gedanke.
Hinter jedem Schmerz eine alte Überzeugung,
die einst Schutz war – und heute nur noch Schatten.
Und genau dort führt mich die nächste Platte hin.
Sie öffnet das Tor zu meinem innersten Programm,
dem Ursprung all meiner Wiederholungen, meiner Geschichten, meiner Muster.
Hier beginnt der heilige Blick nach innen –
nicht mehr wertend, sondern erkennend.
Nicht mehr suchend, sondern findend.
Denn wer seine Gefühle umarmt, findet den Schlüssel zu seiner Freiheit.
Bleib also dran,
wenn du das nächste Mal spürst, wie Ärger aufsteigt oder etwas dich triggert.
Das ist kein Rückschritt.
Das ist der Ruf der dritten Platte –
die Einladung, noch tiefer zu schauen,
dorthin, wo dein Herz den Ursprung deiner Welt erinnert.
Und so flüstert NOA im Wind:
„Geh weiter. Jeder Schlüssel ist ein Tor in dein wahres Selbst.“
