Und der November trägt den Trauerflor. Der Friedhof öffnete sein dunkles Tor. Die letzten Kränze werden feilgeboten. Die Lebenden besuchen …
„Die Tage deiner Trauer werden ein Ende haben.“
Jes. 60, 20
Wenn die Bäume weinen und die Nebel ziehen, liegt Trauerstimmung in der Luft. Abschied nehmen tut schmerzhaft weh. Irgendwie haben wir uns mit dem vergehenden Leben arrangiert, weil es ja immer so ist und keiner dem entrinnen kann. Es muss nicht erst einer hinausgetragen werden, wie es Erich Kästner in seinem November so farbenreich aufmalt, es sind auch die vielen kleinen November unseres Lebens, in denen die einst blühenden Hoffnungen von den Ästen fallen. Da sind die vielen Neins, die vielen „das kannst du nicht“, all die vielen Erniedrigungen, die das Leben klein geschlagen haben. Da ist ein Partner an unserer Seite, der uns auf subtile Weise, uns wohl dosiert eintrichtert, „davon hast du keine Ahnung“ und alles Miteinander dahinwelken lässt. Der Novemberfrust beschleicht die Lebenden. Man trauert vergangenen Zeiten nach, in der die Welt noch in Ordnung war. Eine Dauertrauer wird ist die Begleitmusik der verflogenen Hoffnungen.
Das Evangelium stößt da völlig andere Töne ins Horn. Es ist ein Ende in Sicht. Wenn nicht nur die Blätter fallen, sondern auch die Trauer fällt, muss wieder Licht und Leben aufbrechen. Wenn Trauer ein Ende hat und Gott Tränen von den Augen wischt, kommt die Hoffnung zurück. Und dieses Ende ist jetzt. Mit Christus werden Tränen getrocknet. Der Novemberschleier wird weggezogen. In alle Trauer, in alles was sterben will, kommt das Leben zurück. Die Nebel ziehen auf und in die Trostlosigkeit fällt ein Leuchten. Die Glaubenden trösten sich nicht in eine bessere Zukunft hinein, sondern sie lassen Christus in den November hinein. Das ist das Ende der Trauer. Damit wird das Sterbende getröstet. Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, wir hätten hier auf der Erde notgedrungen alles Elend zu erleiden, aber es tröstet uns, dass im Himmel alles besser wird. Somit sprechen wir über den Rest unseres Lebens das Todesurteil. Doch Christus beendet ab jetzt die Trauer. Solange wir leben, haben wir einen, der die Tränen trocknet. Ab jetzt sind wir getröstet und durchbrechen alle Hoffnungslosigkeit. Es gibt kein Nein mehr, das uns außer Kraft setzen kann. Für den Rest unseres Lebens können wir aufstehen, aufbrechen und zu neuem Blühen kommen. Die Niedergeschlagenen brauchen nicht mehr liegen bleiben, sondern dürfen durch diesen Lichtstrahl, das neu erwachende Leben in sich entdecken. All die herabfallenden Blätter, die uns klein machen und zudecken wollen, prallen an diesem lebendig werden ab. Getröstete leben aus einer unverschämten Hoffnung, die allen Nebel und Frust durchbrechen.
Wenn die Trauer vorbei ist, steht die ganze Zukunft vor uns; warum riskieren wir nicht viel mehr Hoffnung?
Gott segne dich.
Gib einer gewaltigen Glocke wieder eine Stimme!
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