Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.
Jer 31,3
Im Zuge einer Ausbildung, die ich mir gerade gönne, machte ich bei einer Lernaufgabe eine schockierende Erfahrung. Jeder sollte mit irgendeiner Handlung aus seiner Komfortzone treten. Für mich war es immer schrecklich, vor eine Kamera zu treten und loszureden. Somit drehte ich mit mir ein kurzes Video, was es für einen Mönch heißt, aus seiner Komfortzone zu treten. Beim Anschauen bin ich über meine distanzierte Haltung zu mir erschrocken. Teilweise sprach ich in Ich-Form und meistens in der 2. Person, in einer Du-Form. Da sagte ich mir: Junge, du stehst ja völlig neben dir. Magst du dich gar nicht? Hast du gar keine Beziehung zu dir? Mensch Kerl, was liegt da noch für ein alter Hund begraben?
Wir reden über Liebe, wir besingen sie, wir beten an die Macht der Liebe. Alles klingt so erhebend, so erwärmend und wohltuend und wenn wir genau hinschauen entdecken wir, dass wir ein großes Problem damit haben. – Jeder unserer hunderttausend Herzschläge am Tag ist ein Liebesbeweis. Liebe pumpt unseren Lebenssaft durch die Adern. Liebe ist fließende Lebensenergie, von der wir untrennbar sind. Es ist das überfließende Wohlwollen Gottes, das in uns ein Freudenfest feiert. In uns brodelt das Ja zu mir. Meine Liebe und Gottes Liebe sind ein und dieselbe Ausdruckskraft des Lebens. Dort wo ich mich nicht abgrundtief selbst liebe, anerkenne und wertschätze, verpasse ich der Gottesliebe einen Korb.
Ich habe dich je und je geliebt, heißt für dich und mich: Ich bin geliebt. So wie du bist und nicht anders. Du bist eingeladen, ein radikales Ja zu dir selbst zu finden. Steig ein in die fließende Liebe, die alles bewegen will.
Wie würde sich die Welt verändern, wenn wir uns so begegnen: Die Liebe in mir, grüßt die Liebe in dir?
Gott segne dich.
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